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Erfahrungsbericht eines Behinderten in Pattaya (2009)
Zum besseren Verständnis meiner Lebensumstände möchte ich mich vorab kurz vorstellen. Ich bin Rentner, 60 Jahre alt und zu 80% schwerbehindert. 1974 hatte ich einen Arbeitsunfall, in dessen Folge ich eine Lungenembolie sowie eine Lungen- und Nierenentzündung erlitt. Die Nebenwirkungen der vielen notwenigen Medikamente führten dazu, dass ich nun unter Grünem Star, Tinnitus, Kreislaufproblemen, Schlafstörungen, Schwindel, Gesichtsfeldaussetzern und Augenmigräne leide. Da ich aufgrund meiner Gehbehinderung auf Gehhilfe und Rollstuhl angewiesen bin, spielt es für mich eine sehr große Rolle, in wie weit die Mitmenschen Rücksicht auf mich nehmen.
An dieser Stelle möchte ich einmal über meine positiven Erlebnisse in Thailand berichten.
Mein Beitrag soll meine Dankbarkeit an die freundlichen Menschen hier in Thailand ausdrücken, welche sich so oft herzlich bemüht haben, mir zu helfen.
Wer nun andere Erfahrungen dagegen hält, dem sei ehrlich gesagt, auch ich habe schon negative Erfahrungen gemacht. Viele gängige Beschwerden von den Farangs über „die Thais“, sind zum Teil (leider) sicherlich auch begründet.
Meine positive Einschätzung sollte allerdings individuell gesehen und verstanden werden.
Denn ich vergleiche die Erlebnisse hier in Thailand mit denen in Deutschland ab 2007.
Wer wie ich, solch negative Erlebnisse, wie Behördenwillkür und Patientenbetreuung zweiter Klasse in Deutschland mitgemacht hat, wird bestätigen können, dass in Deutschland die Kürzungen im Gesundheits- und Sozialwesen massive Einschränkungen in deren Qualität verursacht haben. Nach meinen Erfahrungen gibt es diesen stets so hochgelobten Sozial- und Rechtsstaat, leider nur noch in den Sonntagsreden unserer Politiker!
Nach sechs Monaten in Thailand, wurde ich leider zweimal in Folge von einer Thrombose heimgesucht. Auf Anraten eines deutschen Reiseleiters sowie eines deutschen Arztes habe ich Thailand wieder verlassen und in Deutschland medizinische Hilfe gesucht. Hätte ich damals schon gewusst, was mich in Deutschland in den darauffolgenden zwei Jahren erwartet, wäre ich in Thailand geblieben.
Denn nach meinen jetzigen Erfahrungen in Thailand, kann ich nun sagen, dass es mir mit der richtigen ärztlichen Versorgung (ambulant/Krankenhaus) nun entschieden besser geht, als in Deutschland. Und dies sogar ohne Krankenversicherung. Ich bin davon überzeugt, dass es viele Farangs mit chronischen Krankheiten gibt, denen gerade die ärztliche Versorgung in Thailand sowie die damit verbundenen Kosten, die allergrößte Sorge bereitet. Mein einfacher Vergleich der Kosten von Behandlungen jeder Art hier in Thailand, zu den Kosten in Deutschland mit all den Sozial-und Krankenkassenbeiträgen, mit allen Zuzahlungen bei Medikamenten, geht zugunsten von Thailand aus. Dazu bin ich überall Privatpatient mit einer qualitativ hochwertigen ärztlichen Versorgung. Auch im Bereich von Sauberkeit und Hygiene muss ich keinerlei Abstriche in Kauf nehmen.
Mein gesamter Tagesablauf beschäftigt sich nur damit, meine Körperpflege, mein Essen, sowie Einkauf und Wäsche usw. zu bewältigen. Von den 24 Stunden eines Tages bin ich ca. 22 Stunden auf meinem Zimmer und lerne mit dem Computer umzugehen, treibe meine Gesundheitsgymnastik und bin glücklich, dass ich noch lebe und nicht in Deutschland bin. Ich schreibe dies, damit ein Aussenstehender einschätzen kann, wie ich jeden Tag um ein wenig Lebensqualität kämpfe. Zum Verständnis aller Leser, betone ich ausdrücklich, dass ich weder Alkohol trinke, noch rauche, noch Sex eine Rolle spielt. Meine Rente gebe ich für Medikamente, gutes gesundes Essen, Miete und eine tägliche Pflegekraft aus. Die Medikamente sind die Gleichen, wie in Deutschland, dabei aber allerdings um ein ¼ preiswerter. In Deutschland musste ich die wirklich guten Medikamente auch selbst bezahlen. Alle medizinischen Hilfsmittel, wie Rollstuhl, Kompressionsstrümpfe, Brillen, Körperpflegeartikel usw. bekomme ich in Thailand in sehr guter Qualität und zudem noch sehr preiswert. Die Einsparung an den fixen Kosten hier in Thailand ermöglicht mir eine Unterkunft in einem Standard, den ich mir in Deutschland nicht hätte leisten können. Mein deutsches Wohnumfeld war geprägt von Säufern, psychisch Kranken und mit viel Lärm- und Schmutz verbunden. Dafür wurde dann noch eine hohe Miete verlangt. Dem Einwand, ich würde über das Land schimpfen, welches mir meine Rente zahlt, möchte ich entgegnen, dass ich immerhin 37 Jahre schwer gearbeitet habe (Straßenbau) und auch entsprechende Beiträge eingezahlt habe.
Erwähnen möchte ich noch die wertvolle Hilfe, die mir der DHVs, (Deutscher Hilfsverein Thailand e.V. - http://www.dhv-thailand.de) gewährt hat. Mit seiner Hilfe habe ich mehrere Krankenhäuser aufgesucht, mich untersuchen und registrieren lassen, sodass meine gesamten Krankendaten dort archiviert sind. Das heißt für mich, dass im Notfall die wichtigsten medizinischen Daten von mir, wie z. B. die Blutgruppe sofort griffbereit sind. Die gesamten Untersuchungen haben in Sri Racha im Samitivej Hospital gerade mal 30,00 € gekostet.
Das Hauptargument, das für Thailand spricht, ist die Freundlichkeit der Leute.
Wenn ich mit meiner Gehhilfe oder mit dem Rollstuhl unterwegs bin, kann ich überall mit der Hilfsbereitschaft der Menschen rechnen. Ob im Stadtverkehr, in den Sammeltaxis, den Kaufhäusern oder auf der Straße, meist mache ich nur positive Erfahrungen. Beim Ein- und Aussteigen im Sammeltaxi wird mir geholfen. Dies ist sehr angenehm. Die Polizei sperrt extra für mich die Zufahrt zum Delphinkreisel in Pattaya, damit ich unbehelligt und sicher zur anderen Straßenseite komme.
Mit diesem Bericht möchte ich den thailändischen Menschen, für dass, was ich hier an Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft täglich erfahre, einmal danken!
Ständig nörgelnde missmutige Farangs sollten meinen Bericht zum Anlass nehmen, ihre Sichtweise zu überdenken.
Ralph Katschuck
E-Mail: militr49@yahoo.de
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